
© Menia, Homo economicus
Am 10. Oktober 2025 eröffnet die Künstlerin Menia ihre Ausstellung „Sagen was ist …“ in der Galerie E71 in Mönchengladbach. Gezeigt werden textile Arbeiten, die Sprache, Politik und Zeitgeist miteinander verbinden. Menia setzt sich seit vielen Jahren mit den Ausdrucksformen von Sprache auseinander und überträgt diese auf textile Medien. Ihre Werke greifen das traditionelle Handwerk der Stickerei auf, das sie mit modernen Techniken wie dem Textildruck kombiniert. Dadurch entstehen Arbeiten, die historisch vertraut wirken und zugleich eine klare Gegenwartsbeziehung haben.
Ein wichtiger Ausgangspunkt ist Victor Klemperers Werk „LTI – Notizbuch eines Philologen“. In diesem Klassiker analysierte Klemperer die Sprache des Nationalsozialismus und legte offen, wie Worte als Mittel der Manipulation und Herrschaft instrumentalisiert wurden. Diese intensive Auseinandersetzung hat Menias Blick für Sprache geschärft und prägt ihr künstlerisches Schaffen. In ihren textilen Arbeiten untersucht sie sowohl historische Sprachmuster als auch die Ausdrucksformen der heutigen Zeit.
Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf das berühmte Zitat von Rosa Luxemburg „Zu sagen was ist bleibt die revolutionärste Tat“. Menia erweitert diesen Gedanken um den Zusatz „und zeigen was ist“. Damit macht sie deutlich, dass ihre Kunst nicht nur eine kritische Reflexion über Sprache darstellt, sondern diese sichtbar macht und dadurch neue Perspektiven eröffnet.
Die Ausstellung findet vom 11. bis zum 26. Oktober 2025 statt und ist samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Zur Vernissage am 10. Oktober um 19 Uhr lädt die Galerie im Atelierhaus E71 in der Eickener Straße 71 in Mönchengladbach herzlich ein.
Menias Werdegang spiegelt ihre Vielseitigkeit und ihre beständige Suche nach Ausdrucksformen wider. Sie wurde 1965 in Zabrze in Polen geboren und lebt seit 1989 in Mönchengladbach. Nach einer Ausbildung am Staatlichen Lyzeum der Bildenden Künste in Katowice studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau und Kattowitz. Von 1991 bis 1996 studierte sie an der Kunstakademie Düsseldorf Freie Grafik und Malerei und war Meisterschülerin bei Professorin Rissa. Ihre frühen Arbeiten waren stark von Malerei und Grafik geprägt, bevor sie zunehmend textile Medien in ihre Praxis einbezog.
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagiert sich Menia auch organisatorisch. Sie war Mitinitiatorin und Kuratorin des Düsseldorfer DA Art Award, einem säkularen Kunstpreis, den sie von 2017 bis 2024 mitgestaltete. Seit 2011 ist sie zudem im Verein akku Autismus Kunst und Kultur aktiv und seit 2022 Mitglied des Vorstands. Dieses Engagement unterstreicht ihre Haltung, Kunst als gesellschaftlich wirksames Medium zu begreifen.
In den vergangenen Jahren hat sie den Schwerpunkt auf textile Kunst gelegt und dabei neue thematische Räume erschlossen. In der Ausstellung „Zeitenwende“ im Jahr 2024 in der Galerie E71 arbeitete sie mit Kindertextilien und verband diese mit Fragen von Erinnerung und gesellschaftlichem Wandel. Auch dort wurde deutlich, dass sie alltägliche Materialien aufgreift, um komplexe Themen wie Sprache, Politik und kollektives Bewusstsein zu reflektieren.
„Sagen was ist …“ führt diese Entwicklung konsequent fort. Menia zeigt, dass Stoff und Faden weit mehr sind als dekorative Materialien. In ihren Händen werden sie zu Trägern von Botschaften und zu Mitteln einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich auf diese Begegnung mit Sprache im Medium der Textilkunst einzulassen und dabei ihre eigene Wahrnehmung von Sprache und Macht zu hinterfragen.
Die Ausstellung ist nicht nur für ein kunstinteressiertes Publikum relevant. Sie richtet sich auch an alle, die die Rolle von Sprache in Politik und Gesellschaft reflektieren möchten. Menias textile Kunstwerke verbinden Ästhetik mit kritischer Schärfe und machen erfahrbar, wie Worte Bilder schaffen können, die unser Denken und Handeln prägen.
„Sagen was ist …“ ist damit ein Projekt, das die Kraft der Sprache sichtbar macht. Es ist ein Beitrag zur Diskussion über Rhetorik und Manipulation und zugleich ein künstlerisches Plädoyer für Offenheit, Wahrhaftigkeit und die Bedeutung von Kunst als Spiegel der Gesellschaft.