Foto: Sascha Hohnen
Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig trennen sich 0:0 und doch spricht nach dem Spiel kaum jemand über das Ergebnis. Die Begegnung wird von zwei VAR-Entscheidungen geprägt, die Gladbach in entscheidenden Momenten den möglichen Sieg kosten. Während der Borussia-Park zweimal jubelt und zweimal eingefroren wird, spricht Trainer Eugen Polanski später von Entscheidungen, „die den Sport kaputt machen“.
Ein Tor, das keines war Honorat und das Millimeter-Abseits
Die auffälligste Szene passiert kurz nach der Pause. Borussia kombiniert sich durch Leipzigs Defensive, Rocco Reitz steckt durch, Franck Honorat schiebt ein der Jubel ist groß. Doch der VAR meldet sich.
Die halbautomatische Abseitstechnologie zeigt Honorat steht beim Zuspiel mit der Fußspitze minimal vor Leipzigs David Raum. Die Linien sind klar, die Abseitsregel kennt keine Toleranzzone. Der Treffer wird annulliert.
Quellen wie ntv und die Liveticker bestätigen die technische Richtigkeit der Entscheidung. Die Auflösung wirkt jedoch brutal ein sogenanntes „Schnürsenkel-Abseits“.
Polanski reagiert gereizt. Er erklärt, er habe die Abseitsgrafik gesehen, könne aber „nicht nachvollziehen“, weshalb solche Millimeterentscheidungen den Fußball zunehmend „zerstückeln“. Der Trainer stellt nicht die Regel selbst infrage, sondern den emotionalen Schaden: zwei Minuten Jubel, zwei Minuten Warten, dann Ernüchterung.
Leipzigs David Raum nimmt die Szene hingegen locker und sagt laut LVZ, es sei „überragend“, wie sauber sein Timing war, um Honorat ins Abseits zu stellen.
Zweiter Tiefschlag der zurückgenommene Elfmeter
Die nächste Schlüsselszene folgt später in Halbzeit zwei. Nach einer flachen Hereingabe im Strafraum trifft Willi Orban zuerst den Ball, dann den Gladbacher Shūto Machino. Schiedsrichter Timo Gerach entscheidet zunächst auf Strafstoß.
Der VAR greift ein, Gerach schaut an den Monitor und revidiert seine Entscheidung Begründung: Orban spiele klar den Ball, der folgende Kontakt sei regelkonform.
Auch hier bestätigen ntv und die Liveticker, regeltechnisch korrekt.
Leipzig verteidigt die Entscheidung geschlossen. Raum zitiert Orban direkt nach der Szene: „Wenn das ein Foul ist, höre ich auf mit Fußball.“ Trainer Ole Werner bleibt sachlich: Die Technik gehöre zum Spiel und sei für beide Seiten gleich.
Von Gladbacher Seite gibt es zu dieser Szene keine Schärfe wie beim Abseits, aber Unzufriedenheit mit dem Gesamtbild der Partie. Sportdirektor Rouven Schröder spricht von „Ärger“, weil es „nicht zum Sieg gereicht hat“.
Reaktionen zum Spiel
Eugen Polanski zeigt sich trotz Frust über die VAR-Momente insgesamt zufrieden mit seiner Mannschaft. Gegen ein „Top-Top-Team“ wie Leipzig einen Punkt zu holen sieht er als Fortschritt. Aber: Die strittigen Entscheidungen hätten die Borussia „einen möglichen Sieg gekostet“.
Rouven Schröder spricht von einem „Fleißpunkt“, sieht aber genau darin den Beweis für den Aufwärtstrend: Die Mannschaft ärgere sich mittlerweile ernsthaft über verpasste Siege gegen Spitzenteams.
Tim Kleindienst, nach langer Verletzung zurück im Kader, ordnet das 0:0 pragmatisch ein. Das Comeback koste Kraft, der Punkt gebe aber Rückenwind.
RB Leipzig bewertet das Remis als gerechtes Ergebnis. Die Mannschaft sei im letzten Drittel nicht zwingend genug gewesen, hatte aber die klarste Chance des Spiels: David Raum traf Pfosten und Latte gleichzeitig. Trainer Werner lobt die Gladbacher Defensive und gibt zu, dass die Borussia „griffiger und entschlossener“ wirkte, als man es erwartet hatte.
Analyse: Korrekte Entscheidungen ohne gutes Gefühl
Die beiden VAR-Eingriffe sind nach allen vorliegenden Quellen regeltechnisch korrekt.
– Beim Abseits entscheidet die Technologie binär: Fußspitze im Abseits bedeutet Abseits.
– Beim Elfmeter spielt Orban zuerst klar den Ball damit ist ein Strafstoß nach VAR-Protokoll zu revidieren.
Doch gerade die Abseitsszene zeigt, wie sehr moderne Präzision das Spiel verändert. Emotion, Spontanität und das kurze Aufflammen einer Stadionexplosion werden durch Millimeterlinien und Zeitlupen eingefroren. Polanski trifft mit seiner Kritik genau diesen Nerv, während Leipzig sich über regelkonforme Rettungsszenarien nicht beklagt.
Das 0:0 zwischen Gladbach und Leipzig ist sportlich ein stabiler Punkt für die Borussia, die sich weiter gefestigt und strukturiert zeigt. Atmosphärisch ist es ein kleines Symbolspiel für den modernen VAR-Fußball technisch korrekt, emotional kalt.
Für Gladbach bleibt die Erkenntnis: Man war nah dran am Sieg gegen einen Champions-League-Anwärter. Für Leipzig dagegen war es ein Punkt, der am Ende wohl vor allem durch zwei VAR-Interventionen gesichert wurde..