Das deutsch‑niederländische Grenzgebiet erlebte in den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 eine der intensivsten Kontrollphasen seit Inkrafttreten des Schengen Abkommens. Nordrhein‑Westfalen (NRW) und Den Haag bauten ihre Kooperation aus, um irreguläre Migration einzudämmen, Schleusernetzwerke aufzubrechen und den Drogenschmuggel entlang der Transitachsen A61, A52, A40 und A3 nachhaltig zu stören.
Politischer Rahmen im März bekräftigten NRW Innenminister Herbert Reul und sein niederländischer Amtskollege Dick Schoof, die grenzüberschreitenden Polizeiteams (GPT) über 2025 hinaus zu verstetigen und um ein drittes Team im Dreiländereck zu erweitern. Beide Länder prüfen zudem eine Modernisierung des Vertrags von Enschede, um Einsätze ihrer Spezialeinheiten rechtlich abzusichern.
Operativer Ausbau
- Personal: Die Bundespolizei stockte ihre mobile Kontroll und Überwachungseinheit an der niederländischen Grenze auf 180 Kräfte auf zeitweise unterstützten bis zu 4.000 zusätzliche Beamte aus Hundertschaften.
- Großkontrollen: Am 20. März koordinierten 450 deutsche, belgische und niederländische Einsatzkräfte überraschende Kontrollpunkte entlang der A4 bei Vetschau Drohnen und Scan‑Vans inklusive.
- Taktik: Seit Anfang Mai verlagert die Bundespolizei Checkpoints flexibel (Geisterkontrollpunkte), was Pendlern Wartezeiten, Schmugglern jedoch Unsicherheit beschert.
Migration und Schleusung
NRW verzeichnete von Mai bis Ende Juni 336 Zurückweisungen an den Grenzen zu den Niederlanden und Belgien; seit September 2024 summiert sich die Zahl auf 1.630. Parallel wurden 146 mutmaßliche Schleuser festgenommen und 449 offene Haftbefehle vollstreckt.
Bundesweit registrierte die Bundespolizei bis Anfang Februar 22.243 unerlaubte Einreisen, wies 13.786 Personen zurück und nahm 518 Schleuser fest.
Brennpunkt A61 / Venlo Mönchengladbach
Die Autobahn 61 bleibt ein Hotspot:
- Ende Mai stellten Beamte bei Breyell einen per Haftbefehl gesuchten 20‑jährigen Griechen
- am Folgetag folgten zwei weitere Festnahmen in Zügen und auf der A3.
- Geisterkontrollpunkte auf der A61 führten seit Pfingsten zu kilometerlangen Staus, aber auch zu regelmäßigen Drogentreffern, wie Einsatzberichte aus Krefeld zeigen.
Drogenfunde 2025
- A3 Rastplatz Hohe Heide 57 kg Marihuana Bundespolizei Kleve
- B56N bei Aachen 2,5 kg Marihuana gemeinsames Einsatzteam BPOL/NL-Politie
- A52 Elmpt 2,4 kg Kokain BPOL Bilanzmeldung Jan 07.25
Fund am 30. Dezember 2024, aber in die 2025‑Bilanz aufgenommen.
Zwischenfazit: Öffentlich gemeldete Einsätze ergaben 59,5 kg Marihuana und 2,62 kg Kokain in nur sechs Monaten ein Indiz für die weiterhin hohe Bedeutung der deutsch niederländischen Drogenschiene.
Stimmen aus Praxis und Politik
Die Gewerkschaft der Polizei lobt die Zahlen als sichtbaren Erfolg, warnt aber vor Überlastung der Beamten. SPD‑Opposition und Verkehrsverbände kritisieren, Kontrollen verschöben Migration lediglich in Seitengrenzen und belasteten den kleinen Grenzverkehr.
Statistik 1. Januar 12. Juli 2025 (NRW‑Grenzraum)
- 59,5 kg Marihuana, 2,62 kg Kokain beschlagnahmt
- 336 Zurückweisungen seit Mai; 1 630 seit Sept 2024
- 146 festgenommene Schleuser
- 449 Haftbefehle vollstreckt, darunter mehrere auf A61/A3
- 450 Einsatzkräfte beim bislang größten gemeinsamen Schlag am 20. März
Ausblick
Bis zum Herbst sollen die temporären Binnengrenzkontrollen verlängert werden. Berlin und Den Haag arbeiten an einer neuen Rechtsgrundlage, die gemeinsame Patrouillen auch jenseits der 30‑Kilometer‑Zone erlaubt. Während Urlauber weiterhin mit spontanen Stopps rechnen müssen, gilt für Schleuser und Schmuggler: Die Grenze ist 2025 enger geworden, nicht unsichtbarer. (S/h)